OSMO Genius Starter Kit: Spielzeug mit überteuertem Kunststoff-iPad-Ständer oder hochwertiges Lernkonzept? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen…
Das OSMO Starterset wurde schnell und sicher verpackt geliefert. Man merkt hier, dass man ein hochwertiges Produkt gekauft hat. Nicht nur am Kaufpreis, sondern schon an der Produktverpackung. Schön gestaltet, liebevoll bis ins Detail durchdacht und alles hervorragend verpasst. Als jahrelanger Nutzer der Produkte mit dem angebissenen Apfel behaupte, das Set könnte auch aus dem Apfel-Regal sein. Ales erstes fällt der große, durchaus massive und vor allem aus hochwertigem Kunststoff hergestellte iPad-Ständer auf. Ja richtig, dieser Stände und somit auch das mitgelieferte Kamera-Spiegelmodul passen nur für iPads. Es gibt auch eine Variante fürs Amazon Fire Tablet, den Ständer dazu kann man auch einzeln kaufen. Wir hatten das erst übergelegt, da neben den iPads meiner Frau und mir unsere sechsjährige Tochter auch ein eigenes Fire Tablet besitzt. Bei dem für den reinen Ständer aufgerufenen Verkaufspreis haben wir davon aber Abstand genommen, das ist dann doch eine Nummer zu hoch. Also spielt unsere Tochter eben mit unseren iPads, und natürlich unter Aufsicht. Was bei diesem Spiel vor allem bei Erstklässlern aber auch geboten ist, da sie einige Dinge einfach noch nicht lesen und somit nicht bedienen können.

Die Einrichtung des Sets ist eigentlich relativ einfach. Kamera-Spiegelmodul aus der magnetischen – aber leider viel zu laschen – Halterung nehmen und auf dem hochkant eingesetzten iPad mittig über der Kamera positionieren. Schon werden die Dinge, die vor dem iPad passieren – also der spätere Spielverlauf – von der Kamera gesehen. Tolle Idee, toll umgesetzt. Leider hält das Spiegelmodul nicht richtig fest in der Halterung, somit muss beim Transport aufgepasst werden damit hier nichts zu Bruch geht. Hätte man sicher auch anders lösen können, aber so sieht es halt cooler aus. Apropos Halterung: Ein iPad mit dünner Backcoverhülle steht eigentlich ausreichend sicher in der Halterung, dennoch sollte man aufpassen nicht beispielsweise zu sehr am Tisch zu wackeln.

Vor der ersten Benutzung müssen die Haupt-App sowie zahlreiche einzelne Spiele installiert werden. Das ist mehr oder weniger selbsterklärend dank QR Code und Hinweisen in der App. Diese ist übrigens komplett deutschsprachig und nur hier und da sieht man ihr die Übersetzung aus dem englischen (der Hersteller kommt aus den USA) an.

Die eben erwähnten einzelnen Spiele sind übrigens auch das Konzept hinter diesem Produkt: Man kann für (mehr oder weniger teures) Geld weitere Apps und auch Spielsteinerweiterungen dazu kaufen. Das gesamte System kann somit ganz schön ins Geld gehen. Erinnert mich irgendwie an das System mit dem sprechenden Stift und den teuren Büchern.
Das Material der mitgelieferten Spielsteine bestehend aus Formenplättchen oder Buchstsaben und Zahlen-Plättchen ist hochwertig, das stapelbare Aufbewahrungssystem mit verschiedenen Farben eine tolle Idee aus hochwertigen Materialien.
Übrigens: Es gibt noch eine Eltern-Kontroll-App für das Osmo System für Tablet oder iOS und Android-Smartphones. Und was ich hier überhaupt nicht verstehe: Diese App ist nur in englisch verfügbar. Sie ist zwar kostenlos, aber in Anbetracht des gesamten Anschaffungspreises für die Hardware und Spieleerweiterungen könnte man hier auch eine lokalisierte App erwarten. Also Abzug in der B-Note.
Die Apps und somit verschiedenen Lerninhalte machen unserer Tochter sehr viel Spaß. Und ja ich gebe zu, auch wir Erwachsenen haben Spaß beim Formen-Legen und dabei Welten entdecken, Zahlenblasen platzen lassen oder vor allem beim Zeichnen von Formen und Figuren oder sogar eigenen abfotografierten und in Strichzeichnungen umgesetzten Gegenständen. Die Lernkurve ist hier und da auch herausfordernd, manches ist kurzweiliger und einfacher, anderes passt perfekt jetzt zu unserer Erstklässlerin.
Im Fazit kann ich sagen, dass ich hin und hergerissen bin. Nein, es ist nicht nur ein überteuerter iPad Ständer, und nein es ist auch kein revolutionäres Lernsystem. Es ist vielmehr eine kostenintensive aber pädagogisch durchaus wertvolle Vermischung der digitalen und analogen Welt. Natürlich braucht man solch ein System nicht um Formen zu erlernen, zu zeichnen oder Buchstaben und somit Wörter zu erlernen oder schnelle Rechenaufgaben zu lösen. Das System macht aber viel mehr Spaß als trockenes Lernen. Unsere Tochter ist sehr gerne Osmonaut und würde manchmal noch viel lieber länger „spielen“ wie sie es nennt. Sie merkt gar nicht, dass sie eigentlich lernt. Oder anders gesagt: Sie lernt spielend, und darauf hat sie Lust. Ist das System aber dafür nicht zu teuer? Ja und nein. Es kommt eben auf den Blickwinkel an.
Deshalb vergebe ich im Gesamtfazit 4 von 5 Sternen und auch eine Kaufempfehlung an alle die, die der doch sehr hohe Kaufpreis nicht abschreckt. Vielleicht ist es ja das passende Weihnachtsgeschenk für die Grundschüler-Enkelkinder, aber eben nur wenn die Eltern auch ein iPad im Haushalt haben.
Kauftipp: OSMO Genius Starterkit für iPad bei amazon.de kaufen oder OSMO Genius Starterkit für Amazon Fire Tablet bei amazon.de kaufen